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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

WERKHALLE FÜR DAS VW-WERK WOLFSBURG

Projekt 3
Sommersemester 2007

Digitaler Einblick

Bedauerlicherweise ist der Industriebau heute in der Praxis oft kein Thema mehr für den architektonischen Entwurf. Allzu knapp bemessen sind die Budgets und viel zu kurz die Produktionszyklen, als dass sich die Auseinandersetzung um Angemessenheit von Konzept, Konstruktion und Materialität oder die architektonische Dauerhaftigkeit einer Form - vom Standpunkt der Bauherren aus betrachtet - lohnen würde. Einseitig auf Baukosten und Bauzeit optimierte ­„Kisten“ sind dann auch eher der Standard, wenn es um das Bauen für Industrie und Produktion geht. Die Investitionen werden über sehr kurze Zeiträume abgeschrieben und demnach stellen sich bestimmte Themen wie z.B. einer auch architektonischen Lebensdauer erst gar nicht.

Ganz anders ist dies allerdings, wenn wir uns in einem denkmalgeschützten Bereich befinden, im Bestand arbeiten und hier davon ausgegangen werden kann, dass ein bereits seit über 70 Jahren funktionierendes Ensemble, ein herausragender baulicher ­Industriekomplex aus den 30er Jahren, für zukünftige Aufgaben gesichert und angemessen entwickelt werden soll. Das Konzept der Architekten Emil Mewes (Köln) sowie Schupp und Kremmer (Essen) und Karl Kohlbecker (Gaggenau) aus den 1930er Jahren - Grundsteinlegung war am 26. Mai 1938 - besteht aus einem lang gestreckten Gebäuderiegel entlang des Allerkanals, welcher durch den Verwaltungsturm im Westen und das Kraftwerk im Osten präzise gefasst wird und somit als ein bauliches Ensemble unverrückbar am Orte verankert wird. Hinter dem ca. 1,2 km langen Gebäuderiegel, der überwiegend Verwaltungsräume und Servicebereiche enthält, sind die Produktionsanlagen in mehreren, untereinander verbundenen Hallenzügen aufgereiht. Die städtebauliche Großform wurde bis auf den Verwaltungsturm vollständig in einem Zuge realisiert. Die Anlage ist ein Musterbeispiel für einen funktionalen und sparsamen Industriebau, der aber andererseits einem architektonischen Anspruch sowie einer Kohärenz von Konstruktion und Materialisierung Ausdruck verleiht.

Das diesjährige P3 im Bestand hat sich in zwei Teilaufgaben an die Problematik einer funktionalen Erneuerung ­eines denkmalgeschützten Komplexes gewagt. Ein Hallenkomplex, der nach Kriegsschäden wieder ertüchtigt wurde, sollte eine neue Dach- und Tragkonstruktion erhalten, die der erhöhten ­Anforderung an flexible Produktionsbedingungen durch ein neues Stützenraster mit größeren Spannweiten Rechnung tragen sollte. Eine zweite Aufgabe befasste sich mit dem Neubau einer Produktionshalle in drei Bauabschnitten innerhalb des Areals, die über bestehenden, im Baufeld liegenden Lagergebäuden, die während der Bauzeit nutzbar bleiben mussten, errichtet werden sollte. Bei beiden Aufgabenstellungen ging es natürlich vor allem auch um die Suche nach einer architektonischen Haltung, die aus dem Kontext, dem Gebäudebestand, den detaillierten Restriktionen und funktionalen Anforderungen ein schlüssiges und insbesondere dem tragkonstruktiven Ansatz angemessenes architektonisches Konzept entwickelt.

Herausgeber

Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrstuhl Gebäudelehre
Prof. Dipl.-Ing. Arch. Walter A. Noebel

In Zusammenarbeit mit

Lehrstuhl Stahlbau
Prof. Dr.-Ing. Dieter Ungermann

Lehrstuhl Baubetrieb und Bauprozessmanagement
Prof. Dr.-Ing. Mike Gralla

Lehrstuhl Betonbau
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Maurer

2007

Deckblatt für die Publikation des P3 "Werkhalle für das VW-Werk Wolfsburg"