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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

KONVERSION

Internationale
Frühjahrsakademie
Ruhr 2020

Digitaler Einblick

Ein Industrieareal, eine im Stadtgedächtnis als unzugänglicher Ort, als eine Terra Incognita, verankerte Fläche wird umgewandelt.

Nicht, wie in den letzten Jahren überwiegend mit dem Begriff Konversion konnotierte Veränderungen von zumeist an den Rändern der Stadt situierten militärischen Flächen, sondern eine einem ganzen Quartier Raum gebende Industriefläche inmitten von Stadt, von Urbanität steht im Fokus der diesmaligen Internationalen Frühjahrsakademie.

Soweit die Nach- bzw. Neu-Nutzung von Militärarealen ein nahezu für ganz Deutschland typisches Phänomen, einen regelmäßigen Anlass für stadtbaulich-architektonische Untersuchungen und Umsetzungen darstellt, ist die vergleichbare Aufgabe für große Flächen industrieller Vor-Nutzungen typischerweise in Industrieregionen zu verorten und insofern als internationales, als europäisches Phänomen zu definieren. Mit den international gleichen Grundlagen und Voraussetzungen, den Rohstoffvorkommen und fördernden Techniken sowie bearbeitenden Prozessen und Technologien und deren – man darf sagen „logisch folgender“ - architektonischer Gestalt sind sie gleichsam ursächlich weniger kontextualisiert als andere Bezirke, andere Quartiere der Städte. Sie dürfen vielmehr als zweckgerichtete, auf sich und ihre logistische und prozessbezogene Effektivität bezogene Orte gelesen werden.

Sind sie Teil der Stadt? Sind sie Teil der Stadt gewesen? Können sie durch einfache Entfernungen der physischen und faktischen Grenzen Quartier der Stadt werden? Sollen oder müssen sie nicht neu gedacht, neu konzipiert, neu entworfen werden?

Sofern wir dies konstatieren, fragen wir nach einer mimetischen Einbettung neu dazugewonnener Areale in die umgebende Stadt, nach – ggf. teilweiser - Umnutzung der vorhandenen Substanz oder nach einer neuen solitären Welt? Fragen wir nach einer Interpretation, einer Synthese beider Ansätze, die wiederum nach einer spezifischen Identität und deren Gestaltung sucht oder nach einer assimilierenden Fortschreibung der auffindbaren Qualitäten der Nachbar-Quartiere?

Die Konkretisierung dieser allgemeingültigen Aufgabenstellung führenwir mitten in Dortmund, wenige hundert Meter vom Herzen der Stadt entfernt durch. Das Gelände der ehemaligen Hoesch-Spundwandwerke mit einer für die Region des Ruhr-Gebietes typischen und im wörtlichen Sinne maßgebenden montan-industriellen Nutzung ist Gegenstand der Internationalen Frühjahrsakademie 2020.

Nachdem in den vorangegangenen Frühjahrsakademien die Themen “Die B1“, “Der Wall“, “Der Hellweg“, “Stadtplätze“, “Nordstadt Modelle“ und „Stadt-Brachen“ sowie „Nachverdichtung“ am Beispiel des Dortmunder Unionviertels Gegenstand städtebaulicher-architektonischer Untersuchungen und jeweils im Workshop eigener Vorschläge, eigener konzeptioneller Entwürfe für die Interventionen waren, widmet sich dieser 8. Durchgang somit einer Fläche der Stadt, die in unmittelbarer Nähe, vis-a-vis zum Unionviertel, seiner gründerzeitlichen Blockstruktur und umgeformten Rändern liegt.

Aufbauend auf der analytischen Betrachtung des Untersuchungs-gebietes, welches das eigentliche Planungsgebiet umgibt, gilt es im Rahmen der Internationalen Frühjahrsakademie 2020 auf diese allgemeingültig formulierten Fragen konkrete Antworten für das „Hoesch-Spundwand Quartier“ zu finden und in angemessener städtebaulicher und architektonischer Weise zu reagieren.

Die spezifische Lage, welche sowohl im Osten als auch im Westen durch Verkehrswege unterschiedlicher Dimension, Höhenlage und somit mehr oder minder starker Wirksamkeit von der Innenstadt sowie vom ehemals eigenständigen Ortsteil Dorstfeld abgetrennt ist, bildet ebenso wichtige Randbedingungen wie die nach Norden in den „Landschaftsraum“ des Ruhr-Gebietes interpretierbare Bezugnahme der Fläche. Die Rheinische Straße im Süden mit ihrem aktuellen Charakter und Ausdruck, welcher als unmittelbare städtische Nachbarschaft in die Bewertung und ebenso in die Formulierung von Antworten mit einbezogen werden soll, bildet den am deutlichsten städtisch definierten, mit einer Reihe von Mängeln und Anlässen ausgestatteten Hintergrund, über die qualitätvolle Stadt an sich und die Besonderheiten der „westlichen Innenstadt Dortmunds“ arbeiten zu dürfen.

Herausgeber

Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrgebiet Internationale Frühjahrsakademie
Prof. Olaf Schmidt I Prof. Michael Schwarz

In Zusammenarbeit mit

Fachhochschule Potsdam
Fachbereich Architektur und Städtebau
Prof. Dr. Silvia Malcovati

TU Eindhoven
Department of the Built Environment
Architectural Urban Design and Engineering
Rational Architecture
Prof. Christian Rapp

Università degli Studi di Napoli Federico II
Dipartimento di Architettura
Prof. Federica Visconti I Prof. Renato Capozzi

Druck

Druckverlag Kettler GmbH, Oktober 2020

Cover der Internationalen Frühjahrsakademie Ruhr 2020 - Konversion