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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

STADTHAFEN - HAFENSTADT

Internationale
Frühjahrsakademie
Ruhr 2023

Digitaler Einblick

Der Dortmunder Hafen ist ein Industrie- und Logistikstandort von internationaler Bedeutung. Ursprünglich für Kohle und Stahl errichtet, ist der Hafen heute ein wichtiges Element des Logistikstandortes Dortmund, ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Stadt und Region.

Der Dortmunder Hafen wurde am 11. August 1899 durch Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht. Die ersten Pläne, Westfalen an die Nordsee (Zuiderzee) anzubinden, reichen aber bis in das 18. Jh. zurück. Der Bau des Max-Clemens-Kanals wurde damals jedoch nicht bis zur Vechte realisiert. Mit der fortschreitenden Industrialisierung des rheinisch westfälischen Wirtschaftsraumes nahm schließlich der Druck auf die politischen Entscheidungsträger zu.

Das 1856 von fortschrittlichen wirtschaftlichen Kreisen in Dortmund konstituierte „Canal-Comité“ trug den Kanalgedanken erstmals in den westfälischen Provinziallandtag. 1863 wurde der „Verein für den westfälischen Kanal“ von einem Personenkreis gegründet, der nahezu identisch mit den Protagonisten der im April 1863 gegründeten Dortmunder Handelskammer war, die fortan zu einem entschiedenen Fürsprecher des Kanalbaus wurde.

Das Kanalprojekt wurde zu einem Kristallisationspunkt divergierender wirtschafts- und strukturpolitischer Interessen und bekam insbesondere vor dem Hintergrund der Debatte über Deutschlands Weg vom Agrar- zum Industriestaat erhebliche Bedeutung. Die politische Durchsetzung erfolgte dann erst im Jahr 1886, als auf Drängen der Dortmunder Montanindustrie der Bau des Dortmund-Ems-Kanals parlamentarisch beschlossen wurde. Bereits in den ersten zehn Jahren waren 75 % sämtlicher umgeschlagener Güter Produkte bzw. Rohstoffe der Montanindustrie.

Seit der Vollendung des Mittellandkanals im Jahr 1938, verbindet der Dortmund-Ems-Kanal die Rhein- und Rheinmündungshäfen, die deutschen Nordseehäfen, den Großraum Berlin und nach Fertigstellung des Elbe-Lübeck-Kanals auch die Ostsee. Damit ist der Dortmund-Ems-Kanal ein wichtiges Bindeglied im transeuropäischen Verkehrsnetz.

Trotz der großen Fusionen von Krupp und Hoesch und dann von Krupp-Hoesch und Thyssen war die Stilllegung der Dortmunder Hochöfen und Stahlwerke im April 2001 nicht mehr zu vermeiden. Seitdem wird im Dortmunder Hafen kein Eisenerz mehr umgeschlagen. Kanal und Hafen haben sich längst auf eine Zukunft ohne montanindustrielle Basis eingerichtet - und die ist mit Blick auf die Entwicklung des Gesamtgütertransportaufkommens mit günstigen Perspektiven ausgestattet.

Nach Berechnungen des Instituts für Verkehrswissenschaft der Universität Münster, die aus der Zeit vor der Einführung der LKW-Maut stammen, ergaben sich für die einzelnen Verkehrsträger Kennzahlen, die die Binnenschifffahrt mit erheblichem Abstand zur Konkurrenz Straße, Bahn und Flugzeug mit sehr positiven wirtschaftlichen und ökologischen Kennwerten beschreiben.

Vor dem Hintergrund solcher Kennzahlen kann aktuell von einer konstanten und lebendigen Nutzung des Hafenareals ausgegangen werden. Eine zukunftsfähige Struktur für den Logistikstandort Hafen betrachten wir daher als unerlässlich. Die Optionen, gemischte Stadtquartiere in engem, vielleicht sogar direktem Kontakt zu den gewerblich genutzten Standorten planerisch zu ergänzen oder zu überlagern sollen im Rahmen der diesjährigen Internationalen Frühjahrsakademie mit dem unvoreingenommenen Blick „von außen“ untersucht werden.

Zentral ist die Frage nach Möglichkeiten, innerhalb des Hafenquartiers eine qualitätvolle Baustruktur zu entwickeln, welche städtisches Leben in einem gleichberechtigten Nebeneinander von Arbeiten, Wohnen und Freizeit ermöglicht.

Das weitere Augenmerk liegt in der Deutung der „Nachbarschaften“ zum Hafenareal. Mit welchen synthetisierenden Planungen des Städtebaues – der Architektur in Kombination mit den Freiraumplanungen – lassen sich Anschlüsse an die bestehenden Stadtquartiere, die Wohnquartiere in gleicher Weise wie die Park- und Grünflächen sowie das „In-Between“ der Freizeit und Schrebergartenflächen erreichen? Sind diese in ihrem Bestand und ihrer Ausformung geeignet oder gar notwendig, können auch diese Flächen in eine neue Planung, in neue Begegnungsräume der unterschiedlichen Nutzungen überführt oder durch abweichende Interventionen ersetzt werden?

Herausgeber

Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrgebiet Internationale Frühjahrsakademie
Prof. Olaf Schmidt I Prof. Michael Schwarz

In Zusammenarbeit mit

TU Eindhoven
Department of the Built Environment
Architectural Urban Design and Engineering
Rational Architecture
Prof. Christian Rapp

Università degli Studi di Napoli Federico II
Dipartimento di Architettura
Prof. Federica Visconti I Prof. Renato Capozzi

Fachhochschule Potsdam
Architektur und Städtebau
Prof. Silvia Malcovati

Berliner Hochschule für Technik
Architektur und Gebäudetechnik
Christin Baumeister

Druck
Druckverlag Kettler GmbH, September 2023
Cover der Internationalen Frühjahrsakademie Ruhr 2023 - Stadthafen - Hafenstadt