STADTPLÄTZE
Internationale
Frühjahrsakademie
Ruhr 2016
„Um den Stadtbau als Kunstwerk kümmert sich eben heute fast niemand mehr, sondern nur als technisches Problem. Wenn dann nachträglich die künstlerische Wirkung den gehegten Erwartungen in keiner Weise entspricht, stehen wir verwundert und ratlos da, bei der nächsten Unternehmung wird aber wieder alles nur vom technischen Standpunkt aus behandelt, als ob die Trassierung einer Eisenbahnvorzunehmen wäre, bei der Kunstfragen nichts mitzureden haben.“ (Camillo Sitte, „Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen“, Friedrich Vieweg & Sohn, Reprint der 4. Auflage von 1909)
Die diesjährige Internationale Frühjahrsakademie Ruhr fokussiert, nachdem in den vorangegangenen Akademien die Themen „B1“, „Wall“ und „Hellweg“ Gegenstand städtebaulicher und architektonischer Untersuchungen waren, auf die drei Dortmunder Stadtplätze „Alter Markt“, „Hansaplatz“ und „Friedensplatz“, deren heutige Erscheinung das Zitat aus dem Buch von Camillo Sitte wiederspiegelt.
Obgleich zwei der drei Plätze in der Dortmunder Innenstadt sich bezüglich Ihrer Lage und Dimension im städtischen Kontext seit etwas mehr als hundert Jahren fast als nahezu unverändert zeigen, erscheint ihre bauliche Ausprägung in Bezug auf die Qualität der Einzelbebauungen, wie auch der Ablesbarkeit der städtebaulichen Gesamtfigur, deutlich verbesserungswürdig.
Es fehlt an einem übergreifenden stadträumlichen Konzept, welches jedem einzelnen Platz, aber auch der Abwicklung der Plätze und ihrer räumlichen Vernetzung eine zukunftsfähige, unverwechselbare Identität verleiht.
Die Bebauung, die sich nur noch lose an der historischen Parzellenteilung orientiert, ist durch zahlreiche Überformungen sehr heterogen. Die im zweiten Weltkrieg entstandenen Baulücken wurden häufig durch identitätsschwache Bebauungen aufgefüllt, die noch heute wie Wunden im Straßen- und Platzraum erscheinen. Andererseits existieren auch heute noch einige historische Gebäude an deren Fassaden man die ursprüngliche Qualität dieses Stadtgefüges nach wie vor erahnen kann.
Ziel der diesjährigen „Internationalen Frühjahrsakademie Ruhr“ ist es, Wege aufzuzeigen, wie die drei Stadtplätze als stadtbildprägende Orte wiederbelebt werden können. Die Teilnehmer sind aufgefordert, die Plätze in ihren Querschnitten und Einzelbauten neu zu denken, um auf dieser Grundlage Konzepte für eine zukünftige Entwicklung zu erarbeiten und so die heutige bauliche Belanglosigkeit zu überwinden.
Herausgeber
Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrstuhl Gebäudelehre
Prof. Vertr. Olaf Schmidt I Prof. Vertr. Michael Schwarz
In Zusammenarbeit mit
Politecnico di Torino
DAD Dipartimento di Architettura e Design
Prof. Dr. Silvia Malcovati
TU Eindhoven
Department of the Built Environment
Architectural Urban Design and Engineering
Rational Architecture
Prof. Christian Rapp
Druck
Druckverlag Kettler GmbH, Februar 2018