STADT-BRACHEN
Internationale
Frühjahrsakademie
Ruhr 2018
Brachen im städtischen Gefüge, „Stadt-Brachen“ zu einem qualitätsvollen Ort mit Dichte und Freiräumen im ausgewogenen Wechsel für die Stadt zu entwickeln, war das Thema der Aufgabe in der Frühjahrsakademie 2018.
Leer-und Freiräume existieren als Teil der Stadt gelegentlich planvoll und qualifiziert, in anderen Fällen sind sie aus der Geschichte des Ortes unplanmäßig und ohne eigene Identität, ohne eigene Qualität „übriggeblieben“, brachgefallen. Daher ist zu untersuchen und zu bewerten, in welchem Umfang, in welcher jeweils einzelnen Dimension, in welchem notwendigen dichteren Gefüge diese Orte einen positiven Beitrag zur Stadt stiften können. Vor diesem Hintergrund setzte sich die 6. Internationale Frühjahrsakademie wiederum konkret mit einem geeigneten Ort der Stadt, dem Areal des ehemaligen Dortmunder Südbahnhofes, auseinander. Dieser zählte neben dem Dortmunder Hauptbahnhof zu den wichtigsten Bahnhöfen der Stadt. Im März 1945 wurde der Südbahnhof fast vollständig zerstört. Aufgrund dieser Kriegszerstörungen und des stark zunehmenden Individualverkehrs verlor der öffentliche Personenverkehr des Südbahnhofs an Bedeutung und wurde Ende der 1950er Jahre eingestellt.
Heute ist „der Dortmunder Südbahnhof“, seine Fläche und die Reste baulicher Strukturen, eine Stadt-Brache, ein Leer-Raum inmitten der Stadt Dortmund. Lediglich eine S-Bahn-Linie verkehrt heute noch an der südlichen Kante, lässt bei der Durchfahrt das Gelände um so unwirklicher, um so attraktiver für die analysierende und planende Auseinandersetzung erscheinen.
Das Areal um den ehemaligen Südbahnhof weist unterschiedliche städtebauliche Situationen auf. Der im Westen der heutigen Brache in den Jahren 1923-27 von den Architekten H. Hermann und H. Venner erbaute Wasserturm markiert auch heute noch den Zugang aus Richtung der inneren Stadt. Nördlich der Kronprinzenstraße liegt eine in weiten Teilen intakte gründerzeitliche Blockrandbebauung in geschlossener und offener Bauweise vor. Vertreten sind hierbei auch bemerkenswerte Beispiele aus der Reformbewegung der 1920er Jahre. Der 1951-52 auf Teilen des ehemaligen Dortmunder Südbahnhofs neu angelegte Großmarkt bildet in seiner Längsausdehnung die südliche Begrenzung des zukünftigen Stadtquartiers. Diese baulichen Strukturen des Großmarktes genügen einzig und allein den funktionalen Anforderungen dieses Gewerbeareals und bilden keinen qualitätsvollen, architektonischen oder stadtbaulichen Anker für neue Planungen.
Dortmunds Stadtbild ist geprägt von Industrie - und Infrastrukturbrachen. Der Strukturwandel hat in Dortmund mit dem Wegbrechen der Kohle- und Stahlindustrie sowie des Brauereiwesens nahezu 1000 ha Brachflächen hinterlassen. Die Aufgabe der 6. Internationalen Frühjahrsakademie bestand daher darin, sich mit der Besonderheit dieser innerstädtischen Stadt-Brache, ihrer Lage in der Stadt im Allgemeinen und Besonderen auseinander zu setzen und für diesen Ort Planungen, architektonisch und stadtbaulich konkrete oder stärker ideenbezogene Vorschläge zu erarbeiten.
Aufbauend auf der analytischen Betrachtung des Ortes galt es, Workshop der Internationalen Frühjahrsakademie auf diesen „Leer-Raum“ der Stadt in angemessener städtebaulicher und architektonischer Weise zu reagieren.
Im Rahmen des vorbereitenden Seminars an der TU Dortmund sowie in den Vorbereitungen der weiteren Hochschulen sind Stadtbrachen vergleichbarer oder deutlich unterschiedlicher Charakteristik analysiert worden und ebenfalls in der Dokumentation verarbeitet.
Herausgeber
Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrstuhl Gebäudelehre
apl. Prof. Olaf Schmidt I apl. Prof. Vertr. Michael Schwarz
In Zusammenarbeit mit
Politecnico di Torino
DAD Dipartimento di Architettura e Design
Prof. Dr. Silvia Malcovati
TU Eindhoven
Department of the Built Environment
Architectural Urban Design and Engineering
Rational Architecture
Prof. Christian Rapp
Druck
Druckverlag Kettler GmbH, Dezember 2018