NACHVERDICHTUNG
Internationale
Frühjahrsakademie
Ruhr 2019
Leerstellen, Fehlstellen oder schlicht Orte, die unter anderen Prämissen gebaut oder beim Bauen „erzeugt wurden“ und daher qualitätslos existieren, sind im städtischen Gefüge nicht selten anzutreffen. Selbst in scheinbar homogenen Quartieren, die in ihrer Bauzeit und mehr noch aus ihrem Verständnis von Bauten und Räumen, die aus dem gleichgewichtigen Betrachten und Entwerfen beider Parameter zunächst qualitätvoll entstanden sind, ist das Phänomen festzustellen.
Diese Orte zu einem qualitätvollen Lebensraum mit Dichte und Freiräumen im ausgewogenen Wechsel für die Stadt zu entwickeln ist Gegenstand der Aufgabe. Nachdem in den vorangegangenen Frühjahrsakademien die Themen “Die B1“, “Der Wall“, “Der Hellweg“, “Stadtplätze“, “Nordstadt Modelle“ und „Stadt-Brachen“ Gegenstand städtebaulicher-architektonischer Untersuchungen waren, setzt sich die 7. Internationale Frühjahrsakademie mit einem Planungsgebiet innerhalb des Dortmunder Univonviertels auseinander.
Als Erweiterung der inneren Stadt außerhalb der Wallgrenzen ist die bauliche Struktur der Gründerzeit dem städtischen Block zunächst verpflichtet. Im westlichen Anschluss an den heutigen Westpark, den ehemaligen Westfriedhof, dessen ursprüngliche Funktion noch in Relikten bezeugt ist, erstreckt sich das Viertel bis in den Westen, Norden und Süden insoweit, wie es durch Bereiche der Industrie und z. T. dadurch bedingter Infrastruktur gleichsam gerahmt, begrenzt wird. Im Norden und Westen wird das Quartier durch die Rheinische Straße und die weit ausgedehnten Bereiche der Stahlindustrie bzw. die Gleisanlagen der überregionalen Bahnanbindungen definiert. Im Süden ist die S-Bahntrasse in Ost-West-Richtung die baulich-räumliche Kante, jene Kontur im städtischen Raum, welche Blockgeometrien und Straßennetz, Wege und Plätze gegenüber der südlich angrenzenden Wohnbebauung abschließt.
In weiten Teilen erhalten, in einigen kleineren Bereichen durch Ergänzungen verformt, bietet das „Dreieck“ zwischen Lange Straße, Westpark und Sonnenstraße bzw. dem nördlich liegenden S-Bahn-Körper einen funktionierenden Ort in der Innenstadt Dortmunds, dessen baulich räumliche Grundlagen optimiert werden sollen. Die Verknüpfung des Planungsgebietes mit den angrenzenden Quartieren und übergeordneten Wege- und Erschließungssystemen ist ebenso Gegenstand der Untersuchung wie die innere Qualität, die Bauten, die Plätze, die kleineren wie größeren Zwischenorte und insbesondere die Leer- bzw. Fehlstellen.
Aufbauend auf der analytischen Betrachtung des Planungsgebietes gilt es, im Rahmen der Internationalen Frühjahrsakademie auf diese „Mischung“ im Quartier in angemessener städtebaulicher und architektonischer Weise zu reagieren. Die Verdichtung durch das Bebauen von bestehenden Freiflächen oder die baulich räumliche Klärung einzelner untergenutzter Teilflächen - u. U. auch wenn sie derzeit Bebauung aufweisen sollten - ist im Sinne der intensivierten Nutzung der Ressource Stadt, im Besonderen selbstverständlich im Sinne städtebaulich-architektonischer Qualität des Quartiers, Gegenstand und Ziel der Internationalen Frühjahrsakademie 2019.
Herausgeber
Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrstuhl Gebäudelehre
apl. Prof. Olaf Schmidt I apl. Prof. Vertr. Michael Schwarz
In Zusammenarbeit mit
Fachhochschule Potsdam
Fachbereich Architektur und Städtebau
Prof. Dr. Silvia Malcovati
TU Eindhoven
Department of the Built Environment
Architectural Urban Design and Engineering
Rational Architecture
Prof. Christian Rapp
Druck
Druckverlag Kettler GmbH, August 2019